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Frank Eschrich

Kaum digitaler Unterricht während Corona-Krise in Pirmasens

Die Grundschulen sind bei dem Thema völlig außen vor, während die weiterführenden Schulen sich weitgehend auf down- und upload Möglichkeiten beschränken

Stadtratsfraktion DIE LINKE – PARTEI: Es fehlt an Technik sowie Endgeräten und Voraussetzungen im Elternhaus

Die Stadtratsfraktion DIE LINKE – PARTEI hatte zur Ratssitzung am 27. April einen umfangreichen Fragenkatalog zu den Themen digitales Lernen, Kinderbetreuung, Schulmittagessen, Hygienemaßnahmen und anderen Problemstellungen während der Corona-Krise vorgelegt. Die Antworten der Stadtverwaltung bzw. der Pirmasenser Schulen liegen nun vor und ergeben ein höchst unterschiedliches Bild.

Während an den Grundschulen außer sporadisch an der Sommerwaldschule überhaupt kein digitaler Unterricht stattfand, wurden an den Pirmasenser Gymnasien und der BBS digitale Lernangebote gemacht. Bei den Realschulen fand digitales Lernen in engen Grenzen statt. Auch die Matzenbergschule für Sonderpädagogik bietet keinen Digitalunterricht an. Für die Grundschule Ruhbank/Erlenbrunn stellt sich die Frage nach digitalem Unterricht überhaupt nicht, weder vor, noch nach der Corona-Krise, weil digitaler Unterricht keine Alternative sei, so die Schulleitung. Die Grundschule Wittelsbach gibt an, digitaler Unterricht sei auf Grund fehlender Voraussetzungen in bildungsfernen Elternhäusern unmöglich. Ähnlich argumentiert die Realschule-Plus Kirchberg. Es gäbe keine Möglichkeiten für digitales Lernen, weil weder der Schule, noch den Schulen das erforderliche Equipment vorliegt. Trotzdem hätten sich etwa 50 Prozent der Schüler über eine Plattform für die Versendung von Unterrichtsmaterial per Post angemeldet. Die Landgraf Ludwig Realschule Plus hat Unterrichtsmaterialien sowohl digital zur Verfügung gestellt, als auch Materialpakete per Post versandt. Die Schule kann keine Angaben machen, wie viele Schüler diese Angebote wahrgenommen haben. Das Hugo Ball Gymnasium benutzt für den digitalen Unterricht einen eigenen Server, was nach Anlaufschwierigkeiten nach Angaben der Schulleitung gut funktioniert habe. Die Schülerinnen und Schüler hätten bis auf wenige Ausnahmen am digitalen Unterreicht teilgenommen. Das Kant Gymnasium hat eine digitale Schulbox eingerichtet, in der Unterrichtsmaterialien und Rückläufer der Schülerinnen und Schüler hochgeladen werden können. Nach Auskunft der Schulleitung haben alle Schüler an dieser Maßnahme teilgenommen. Das Leibniz Gymnasium benutzte während der unterrichtsfreien Zeit sowohl eine Internetplattform, als auch Download Möglichkeiten der homepage für digitales Lernen. Zahlen über die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler liegen am Leibniz allerdings nicht vor. Die BBS spricht von vielfältigen digitalen Möglichkeiten, die unterschiedlich wahrgenommen worden seien.

Dazu erklärt der Vorsitzende der Stadtratsfraktion DIE LINKE – PARTEI, Frank Eschrich: „Zusammenfassend kann man sagen, dass digitaler Unterricht und digitales Lernen in Pirmasens noch stark unterentwickelt ist. Die Grundschulen sind bei dem Thema völlig außen vor, während die weiterführenden Schulen sich weitgehend auf down- und upload Möglichkeiten beschränken, was mit digitalem Unterricht nur entfernt etwas zu tun hat. Unterrichtsmaterialien werden überwiegend mit der Post verschickt oder von engagierten Lehrerinnen und Lehrern in die Haushalte gebracht. Damit hier kein falscher Zungenschlag entsteht: Wir teilen voll und ganz die Ansicht, dass digitaler Unterricht weder in seiner Reichweite, noch in seiner Qualität den klassischen Schulunterricht ersetzen kann. Dennoch wäre in Krisenzeiten wie diesen ein gut ausgebautes digitales Lernsystem dringend notwendig, um wenigstens einen Minimalunterricht gestalten zu können. Das ist bisher aber Fehlanzeige. Leider hat sich auch bewahrheitet, dass insbesondere Kinder und Jugendliche aus armen Verhältnissen vom Digitalunterricht abgeschnitten sind, weil es in vielen Haushalten weder Endgeräte, noch Drucker gibt.“

Auf Fragen, ob die Stadtverwaltung bzw. die Schulen selbst Unterstützungsleistungen für schlechter gestellte Schülerinnen und Schüler, wie kostenfreie Laptops, Nachhilfeunterricht oder psychosoziale Betreuung anbieten, gibt es kaum Angaben oder wird auf die Schulsozialarbeit verwiesen, die im Übrigen während der Schulschließungen ebenso wie regulärer Unterricht stattgefunden hat. Nach Auskunft der Stadtverwaltung sind bisher keine Bedarfsmeldungen von den Schulen eingegangen, obwohl der Digitalpakt die Möglichkeit für die Schulen biete, entsprechende Planungen anzustellen. Für unvorhersehbare Bedarfe gäbe es darüber hinaus weitere Mittel über die Schulgirokonten.

Ein Anstieg von häuslicher Gewalt oder Gewalt gegen Kinder sei bisher nicht feststellbar, so das städtische Jugendamt. Ersatzmaßnahmen für ausgefallene reguläre Schulmittagessen gab es offensichtlich nicht. Über den Verpflegungsbedarf für die Notbetreuungen hätten die Ganztagsschulen zu entscheiden, antwortet ausweichend das Schulverwaltungsamt. Notwendige hygienische Maßnahmen würden stringent eingehalten, antwortet das Jugend- und Sozialamt. Schutzkleidung würde momentan nicht benötigt, Schutzmasken, Handschuhe und Desinfektionsmittel seien ausreichend vorhanden.

Frank Eschrich, Vorsitzender Stadtratsfraktion DIE LINKE – PARTEI

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